Paul Brann
Paul Brann (* 5. Januar 1873 in Oels; † September 1955 in Oxford) war ein deutscher Puppenspieler, Schriftsteller und Schauspieler.
Leben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Geboren als Sohn einer wohlhabenden Gutsbesitzerfamilie in Oels, leistete Brann zunächst den einjährigen Freiwilligendienst im 11. schlesischen Grenadier-Regiment zu Breslau, wo er Friedrich Kayssler kennenlernte. Ab Herbst 1896 bis zumindest Ostern 1899 studierte er in Berlin, aber hielt sich seit 1897 öfters in München auf, wo er sich unter vielerlei Einflüssen stärker hin zu künstlerischen Tätigkeitsfeldern orientierte.[1]
1906 gründete Brann das Marionettentheater Münchner Künstler, das sich 1908 in einem ersten Holzbau und ab 1910 in einem von Paul Ludwig Troost erbauten neoklassizistischen Steingebäude (zerstört um 1945) auf dem Ausstellungsgelände an der Theresienwiese befand.[2] Seine Vorbilder waren zunächst Josef Leonhard Schmid und Franz von Pocci. Brann eröffnete sein Marionettentheater mit einer Vorstellung von Poccis Theaterstück Das Eulenschloß (Musik: Alfred Pauer). Brann wollte mit seinem Marionettentheater ein Gesamtkunstwerk schaffen. In seinem Spielplan fand sich neben historischen Werken wie Kasperl als Porträtmaler von Franz Graf von Pocci auch zeitgenössische Dramatik wie Der tapfere Cassian von Arthur Schnitzler (Musik: Oscar Straus), Der Tod des Tintagiles von Maurice Maeterlinck, Singspiele, politische Satiren und Grotesken. Viele Stücke, die Paul Brann mit seinem Marionettentheater aufführte, wandten sich ausschließlich an ein gebildetes Erwachsenenpublikum.
Für die Herstellung seiner Marionetten und des Bühnenbilds seiner Inszenierungen arbeitete Brann mit bildenden Künstlern wie Olaf Gulbransson, Jakob Bradl, Josef Wackerle, Wilhelm Schulz, Ignatius Taschner, Julius Dietz und Ernst Stern zusammen, die jeweils für den gesamten optischen Teil der Inszenierung verantwortlich waren.
Paul Brann gastierte 1908 im Wiener Jugendstilkabarett Cabaret Fledermaus und 1914 an der Theaterkunstausstellung in Zürich. Seine Tourneen führten ihn auch nach Budapest, Paris, in die Niederlande und nach Großbritannien. Im Ersten Weltkrieg leistete Paul Brann Kriegsdienst und geriet in Kriegsgefangenschaft. 1934 emigrierte Brann, der 1912 vom jüdischen zum christlichen Glauben konvertierte und nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten Angriffen und Schikanen ausgesetzt war, bei einer Tournee durch England nach Oxford. Mit Ausbruch des Zweiten Weltkriegs beendete Paul Brann seine Spieltätigkeit in Großbritannien und hielt noch Vorträge in Schulen.
Paul Brann heiratete 1914 Gabriele Biermer, sie hatten drei Kinder. Eine Autobiographie blieb wegen zunehmender körperlicher Gebrechen unvollendet. Im Münchener Stadtteil Feldmoching-Hasenbergl ist die Paul-Brann-Straße nach ihm benannt.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Michael Buhrs, Barbara Lésak, Thomas Trabitsch: Kabarett Fledermaus. Ein Gesamtkunstwerk der Wiener Werkstätte. Verlag Christian Brandstätter, Wien 2007, ISBN 3-85033-082-6.
- Paul Brann, Marionetten-Theater Münchner Künstler, Ausstellung der Puppentheatersammlung im Münchner Stadtmuseum, 19. Dezember 1973 – 30. Juni 1974
- Brann, Paul, in: Werner Röder; Herbert A. Strauss (Hrsg.): International Biographical Dictionary of Central European Emigrés 1933-1945. Band 2,1. München : Saur, 1983, ISBN 3-598-10089-2, S. 142f.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Literatur von und über Paul Brann im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Bild von Paul Brann mit Marionette (um 1936)
- Willy Rath, Das Marionetten Theater Münchner Künstler, Velhagen und Klasings Monatshefte, Bielefeld 1912, S. 533–544
- Theaterzettel Gastspiel des Marionetten-Theaters Münchner Künstler im Kabarett Fledermaus, Wien März 1908
- Die Kunst, Monatshefte für Freie und Angewandte Kunst, München 1912, S. 441
- Paul Brann, Goethe im Examen, Groteske von Egon Friedell und Alfred Polgar, Figuren entworfen von Olaf Gulbransson, München um 1925
- Szene aus Tausendundeiner Nacht, Marionette Magic, Paul Brann's Munich Marionettes, Tonfilm British Pathé, Arts Theatre Club, London 1935
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Manfred Wegner (Hg.): Handbuch zum Künstlerischen Puppenspiel 1900–1945; S. 21 (München 2019)
- ↑ Manfred Wegner (Hg.): Handbuch zum Künstlerischen Puppenspiel 1900–1945; S. 31–33 (München 2019)
Personendaten | |
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NAME | Brann, Paul |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Puppenspieler, Schriftsteller und Schauspieler |
GEBURTSDATUM | 5. Januar 1873 |
GEBURTSORT | Oels |
STERBEDATUM | September 1955 |
STERBEORT | Oxford |